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Schwarze Schwäne sind selten, und solche Motorräder sind noch seltener. Diese französische Avinton mit S&S-Big-Twin aus den USA wurde von Ortolani Customs umgebaut.
Unter dem Namen Wakan ging es Anfang des Jahrtausends los mit diesen Hardcore-Schlegeln. In Frankreich. Dort ging es dann auch weiter, in den 2010er-Jahren, mit dem neuen Label Avinton. Dominantes Herzstück – sowohl äußerlich wie auch dynamisch – ist der luftgekühlte XL-V-Twin von S&S aus den USA. Bei S&S werden deutlich leistungsgesteigerte Interpretationen der Originaltriebwerke von Harley-Davidson gefertigt. Also auch mit engem 45-Grad-Zylinderwinkel, mit dementsprechendem Motorcharakter und Klanggewitter. An Avinton wurde eine Ausführung mit 1645 Kubik geliefert. Bereits bei 3.000 Umdrehungen pro Minute der schweren Kurbelwelle liegen rund 170 Nm Drehmoment an. Und für über 120 PS Spitzenleistung kurbelt der Big Twin gerade mal 6.000 Umdrehungen pro Minute.
Mit diesem hochgezüchteten Dragster-Antrieb ist die schlanke Avinton augenscheinlich übermotorisiert. Sie wirkt wie ein Bodybuilder, der mit seinen angeschwollenen Muskeln kaum noch durch Türen passt. Diesen imposanten Auftritt hat Olivier Ortolani noch weiter zugespitzt. Bei Ortolani Customs in Nizza entstand im Auftrag eines Kunden ein Café Racer auf Basis einer Avinton aus dem Jahr 2014. Das Ergebnis heißt Black Swan, also "Schwarzer Schwan". Darin liegt die Botschaft, dass natürliche Autorität und grazile Eleganz sich nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen.
Wesentliche Änderung gegenüber der exotischen Avinton ist die Positionierung des Benzintanks. Denn über dem großen V-Twin befindet sich dessen Ansaugtrakt, weshalb der Tank bei Avinton unterm Sitz hängt. Doch Olivier Ortolani wollte den Heckbereich so knapp und so leicht wie möglich umgestalten. Also musste er den Tank nach vorn an die übliche Stelle verlegen. Dafür fertigte er eigens einen Tank aus Aluminiumblech an. In diesem Fall war das umso anspruchsvoller, denn Tank und Ansaugtrakt müssen sich den Platz teilen. Es ist gut gelungen. Und im schlanken Heck, ebenfalls aus Aluminiumblech geformt, sind nur noch Lithium-Akkus und Elektronik versteckt. Das Sitzpolster mit zweiteiligem Bezug aus Alcantara und Glanzleder ist eine Sonderanfertigung von NMB Design.
Hausgemacht von Ortolani Customs ist die schwungvolle und gewaltig wummernde Abgasanlage aus Edelstahl. Doch Olivier fertigte auch kleinere Details mit großem Aufwand an, wie etwa die Ausgleichsbehälter-Röhren aus Aluminium für die Hydraulikflüssigkeit. Von Mupo aus Italien setzte er ein Federbein sowie Innereien für die Upside-down-Telegabel ein, und die einzelne Sechskolben-Bremszange vom französischen Hersteller Beringer ersetzte er mit zwei noch teureren Monoblock-Ausführungen von Brembo. Dazu die filigranen Aluminiumräder von Marchesini. Auch der Rundscheinwerfer stammt aus Italien – von einer Ducati Scrambler. Aus Berlin von Motogadget kam das kompakte Cockpit mitsamt Steuerelektronik. Insgesamt wiegt die Kombination aus feinsten Teilen nur circa 175 Kilogramm. Umso heftiger wütet der rau rumpelnde Big Twin. Oliviers Kommentar nach dem ersten Proberitt auf dem "Schwarzen Schwan": "Bestialisch."
Als wäre eine französische Avinton mit amerikanischem Big Twin nicht schon exotisch genug, hat Olivier Ortolani dieses Konzept noch schärfer angespitzt. 170 Nm, über 120 PS und nur 175 Kilo. Der Schwarze Schwan ist ein absolutes Hammer-Gerät für souveräne Feinschmecker.
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